Schon einmal von der Ortschaft Ahlerstedt gehört? Zu Beginn des Jahres war uns die kleine niedersächsische Gemeinde ebenfalls unbekannt. Bis sich vor kurzem Steffen Kratzert bei uns und meldete und uns von seinem neu gegründeten Campingtrailer-Unternehmen MGO Montegrosso Outdoor berichtete. Ein neuer Faltcaravan-Hersteller? Mit einem einer interessanten Camping-Lösung insbesondere für den schnellen Auf- & Abbau? Das klang spannend und so baten wir Steffen um ein Interview.
faltcaravaning.net: Wann hast Du das letzte Mal in Deinen Faltcaravans geschlafen?
Steffen Kratzert: Die Frage habe ich erwartet und mich vorbereitet. 2015 auf dem Rückweg von unserer Italien- Frankreichtour. Letztes Jahr hatten wir leider keine Zeit für Urlaub, da wir jede Minute in die Vorbereitung der Firma investierten.
Wo war das genau?
In Nancy, das ist südlich von Metz. Sehr sauberer Platz. Anständiges Restaurant.
Für welche drei Eigenschaften stehen Deine Faltcaravanmodelle?
Höchste Flexibilität, vernünftiger Komfort, überschaubare Preise.
Inwieweit haben sich die Ansprüche heutiger Camper im Vergleich zu Campern vor 30 Jahren geändert?
Vor 30 Jahren war man noch nicht so empfindlich. Da war das Campen robuster. Heute erwarten wir alles vom Feinsten. Einzelwaschkabinen, Poollandschaft, alles muss immer blitzblank sein. Allerdings ist es mir ein wenig zu industriell geworden. Wir meiden große Plätze. Lieber weniger Komfort etwas abseits, dafür authentischer und bodenständiger. Wir werden in Zukunft eher den Bauernhof und das Weingut anfahren. Dieses Angebot wird auch größer und das kommt uns entgegen.
Wie spiegelt sich das in Deinen Faltcaravanmodellen wieder?
Wir haben uns jahrelang mit unflexibler Technik rumgeärgert. Der Aufbau und der Abbau der Zelte, vor allem als sie aufgrund der Familiengröße zum Familienzelt wurden, hat unsere Vorstellungen von einem interessanten Campingurlaub stark eingeschränkt. Eine Reise war nicht mehr möglich. Man stand also 3 Wochen auf demselben Platz, max. 2 Plätze je Urlaub.
Das wollten wir ändern. Reisemobil und Caravan kommen aus verschiedenen Gründen nicht in Frage. Man landet dann schnell bei den Faltern. Allerdings haben wir im Angebot der Mitbewerber nicht das Richtige für uns gefunden. Es war uns noch zu viel Arbeit mit der Ausrüstung. Also musste ich das Thema zu Ende denken. Im Ergebnis entstand unser Ladesystem. Jetzt braucht man nichts mehr hin und her räumen. Alles verbleibt an seinem Platz. Trailer abhängen, Zelt aufklappen, Tisch und Stühle hinstellen. Fertig. Wenn wir bummeln brauchen wir 5 Minuten- für Auf- und Abbau. Wir können jetzt täglich umsetzen.
Worauf kommt es bei der Entwicklung, Produktion und Verkauf von Faltcaravans an?
Wir sind überzeugt, dass in Zukunft die Camper wieder mehr reisen wollen. Der Urlaub ist zu kurz für einen Platz. Dafür sind die Faltcaravan- Hersteller gut aufgestellt. Die verschiedensten Bedürfnisse können befriedigt werden. Die meisten haben ihren Schwerpunkt auf etwas größere Anlagen, sprich mit Vorzelt, gelegt. Wir haben ein Paket, was in der Summe der Kompromisse den höchsten Mehrwert für unsere Ziele hat. Wir brauchen das Vorzelt nicht, da wir den Platz für die umgepackte Ausrüstung nicht brauchen. Uns ist wichtiger, dass wir nach dem Aufklappen eine doppelt so große Schlaffläche haben, wie beim Modell mit Vorzelt. Da die meisten im Sommer Urlaub machen, kann man bei Regen auch mal unter dem Tarp sitzen, ohne zu erfrieren. Unser Fokus liegt eindeutig auf Zeitersparnis mit vernünftigem Komfort und das bezahlbar.
Auf den Campingplätzen sieht man im Gegensatz zu Wohnwagen und -mobilen wenig Faltcaravans. Woran liegt das?
Ein unvorstellbar riesiger Markt, 26.000 Campingplätze in Europa, trifft auf ein immer noch Nischenprodukt. Obwohl Falter schon seit Jahrzehnten produziert werden. Selbst „alte“ Camper, haben unter Umständen noch nie einen Falter gesehen. Das beobachten wir immer wieder, wenn wir auf dem Platz sind und angesprochen werden, was das für Technik ist. Ab und zu sieht man mal einen Holländer mit Falter. In Ostdeutschland kennt man den „Klappfix“ eher. Es gibt noch viel ungenutztes Potential auf dem Markt.
Wie würdest Du den typischen Faltcaravan-Kunden beschreiben?
Von reisefreudigen Familien bis hin zur reifen Campergeneration, die mehr sehen wollen, als ihre bisherige Campingtechnik erlaubt. Es soll Camper geben die ihr Wohnmobil verkaufen, um mit dem Falter dorthin zu fahren, wo sie bisher nicht hingekommen sind. Das Zugfahrzeug vor Ort hat schon seine Vorteile. Ich denke da an die vielen kleinen Exkursionen abseits der Hauptstrecke.
An welchen besonderen Falter-Kunden kannst Du Dich warum erinnern?
Eine Familie, die die Suche nach ihrer passenden Technik schon fast aufgegeben hatte und uns durch Zufall entdeckte, bevor wir auf den Markt gingen. Spontan zu uns kamen und dann auch gleich ein doppelstöckiges Designermodell in Sonderfarbe bestellten. Unser Ladesystem war die Lösung für das Unterbringen der Ausrüstung. Das hat uns hoch motiviert.
Zum Abschluss: Wo siehst Du die Zukunft von Camping mit dem Faltcaravan?
Da ich von der Faltertechnik mit ihren Vorteilen überzeugt bin, wird die Zukunft wohl nicht umhinkommen, sich darauf einzustellen. Aber im Ernst: Die Falter werden genauso mehr Freunde finden, wie die andere Campingtechnik. Die Flexibilität, der Komfort und die Kosten sind für viele Camper, die auch Wert auf das „gute, alte“ Campingfeeling legen, sehr interessant. Die Campingbranche ist eh im starken Aufwind, das wird sich auch für die Falter bemerkbar machen. Da wird auch ein anderes Thema tangiert. In bevorzugten Lagen bekommt man in der Saison kaum noch einen Platz. Wir mit unseren kleinen Faltern haben da den Vorteil, dass wir nur ca. 6×6 Meter oder weniger brauchen. Da findet sich meistens noch was und da wir unser Zugfahrzeug sofort zur Verfügung haben, können wir auch die etwas abgelegen Plätze aufsuchen, um die der Massentourismus noch einen Bogen gemacht hat. Diese Plätze sind in der Regel auch viel interessanter.
Wir danken Ihnen herzlich für das Interview. Einen spannende Camping-Saison 2017!
Das Gespräch führte Christopher Schulz, 01.03.2017
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