Läuft man in Deutschland auf einen Campingplatz mit einem Faltcaravan ein, dann kann es durchaus passieren, dass der flache Anhänger ungläubig von den Mitcampern gemustert wird. Zu selten erblicken diese einen Zeltanhänger. Manchmal fassen sich die etwas Älteren unter ihnen ein Herz und sprechen die unbekannte Camping-Behausung an . In diesem Zusammenhang fällt dann oft der Begriff Klappfix. Was es mit diesem Faltcaravanvertreter auf sich hat und was an seinem Mythos dran ist erklären wir im Beitrag.
Sieben Fragen und Antworten zum Klappfix
1. Wofür steht der Begriff Klappfix?
Klappfix ist ein Faltcaravanmodell welches der ostdeutsche Volkseigenen Betrieb (VEB) Fahrzeugwerk Olbernhau / SA ab 1964 anfertigte. Heute wird der Begriff insbesondere in den Gebieten der ehemaligen DDR als Synonym für einen Faltcaravan verwendet.
2. Was hat es mit dem Unternehmen VEB Fahrzeugwerk Olbernhau auf sich?
Die Ursprünge des VEB Fahrzeugwerk Olbernhau liegen im 1948 enteigneten Fahrzeugwerk Seiffen. 1958 siedelte der Betrieb ins Erzgebirge um, entwickelte dort ab 1958 bis zur deutschen Wiedervereinigung um 1990 Zeltanhänger. Gefertigt wurde der Klappfix im rund 30km entfernten Brand-Erbisdorf, einige Modelle auch im ebenfalls nahegelegenen Rechenberg-Bienenmühle. Zuletzt wurden die Hänger wieder im Stammwerk Olbernhau gefertigt. 1994 wurde der Betrieb und mit ihm die Produktion schließlich auf Grund fehlender Nachfrage aufgelöst.
3. Welche Modelle fertigte der VEB Olbernhau an?
Während ihres Bestehens entwickelte der VEB Olbernhau insgesamt zehn Faltcaravanmodelle, von denen acht den Namen Camptourist trugen. Dem von Willy Preißler entwickelte Campixfix folgte der Klappfix, welcher wiederum vom Camptourist CT 5 ersetzt wurde. Das letzte Camptourist-Zeltanhängermodell war der CT 9 (GKF) von 1990. Zu Hochzeiten arbeiteten 500 Personen im Werk und fertigten pro Tag 30 Klappfixe an.
4. Auf welche Faltcaravan-Typen setzte der ostdeutsche Betrieb?
Der VEB Olbernhau deckte mit seinen Faltcavans das gesamte Typenspektrum ab. So war beispielsweise der Campifix ein klassisches Anhänger-Zelt, der Camptourist CT 6-2 ein einseitiger Klapper und der Camptourist CT 9 ein zweiseitiger Klapper.
5. Wie viele Klappfix Modelle wurden in Summe hergestellt?
Rund 250.000 Klappfixe wurden gebaut, von denen 95 Prozent ins nichtsozialistische Ausland gingen. Hauptabnehmer waren die Niederlande mit 80%. Der erste Hänger hatte 1959 das Werk nach Neuseeland verlassen.
6. Was hat ein Klappfix mit dem Alpenkreuzer zu tun?
Das Unternehmen EKS aus dem holländischen Sliedrecht importierte in den 1960er Jahren den Camptourist aus Olbernhau und verkaufte diesen für den lokalen Markt unter der Marke Alpenkreuzer. 2006 musste das Unternehmen aus den Niederlanden Konkurs anmelden.
7. Wo kann man heute noch ein Klappfix kaufen?
Laut Kraftfahrzeugbundesamt, sind Stand 2014 noch rund 9.400 gebrauchte Klappfix-Zeltanhänger zugelassen. Auf dem Gebrauchtmarkt sollte man fündig werden.
Weitere Infos
- Faltcaravan News, Alexander Schwartinski: Der Klappfix (letzter Abruf: 15.08.15)
- Freie Presse, Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG, 06/14: Eine Legende kehrt nach Olbernhau zurück (letzter Abruf: 15.08.15)
- Handelsblatt, dpa 08/2011: Die DDR-Villa aus dem Anhänger (letzter Abruf: 15.08.15)
- Udo Strothmann: Unser Camptourist (letzter Abruf: 15.08.15)
- Wikipedia: Klappfix (letzter Abruf: 15.08.15)
- YouTube: Das Trabiprojekt – Auf von einem Klappfix (letzter Abruf: 15.08.15)
Hallo. Ich wollte darauf hinweisen, das der Klappfix Camptourist in
Brand-Erbisdorf hergestellt wurde, nicht in Olbernhau.
Die Fabrik in Brand-Erbisdorf gehörte zum Fahrzeugwerk Olbernhau.
In Olbernhau wurden nur Zulieferteile hergestellt.
Hallo Werni100,
ich danke Dir für Deinen Hinweis. Tatsächlich habe ich auch noch einmal recherchiert und die Beschreibung angepasst. Der Klappfix wurde in Brand-Erbisdorf, einige Modelle auch in Rechenberg-Bienenmühle gefertigt.
Viele Grüße,
Christopher
Ich habe mit Kollegen den letzten Camptourist gefertigt und aus der Halle geschoben . Zuletzt wurden die Hänger wieder im Stammwerk Olbernhau gefertigt und nicht mehr am Band in Brand-Erbisdorf . Auch die ersten Jahre der Fertigung fanden in Olbernhau statt . Nach dem Ende der Camptouristfertigung wurden im bescheidenem Maße eine Lastenanhänger Produktion und auf Basis von Pritschenwagen Wohnmobile gebaut. Wir haben die Wohnkabinen zusammen gesetzt und Indivituell nach Kundenwunsch ausgestaltet .Die Pritschenwagen waren überwiegend von Fiat . Leider hatten wir keine Chance der Übermacht der Branche standzuhalten obwohl die Kunden sehr angetan waren von der Qualität der Innenausstattung der Kabinen . 1994 bin ich aus der Firma durch Konkurs ausgeschieden . Heute ist am Standort ein Metallbetrieb und ich Rentner . Bei der Abwicklung des Fahrzeugwerks Olbernhau ging es nicht ganz sauber zu und es gab Profiteure die zu DDR zeiten Kommunisten waren und dann in kurzer Zeit reine Manchester Kapitalisten wurden und weit weg waren von sozialer Markt wirtschaft
Hallo Bernd,
danke für die spannenden Infos direkt aus dem Zeitgeschehen. Vielleicht wird der Klappfix – wie so manche Produkte aus der DDR – eines Tages wiederbelebt.
Viele Grüße Christopher
Hallo, gibt es eine Möglichkeit einen Camptourist der ohne Papiere für 1Euro erworben wurde, wieder zuzulassen? MfG
Hallo,
am besten bei KFZ Zulassungsstelle anfragen. Die müßten Nachweise zur Genehmigung des Falters besitzen und diesen nach einer Hauptuntersuchung wieder zulassen können. Viele Grüße, Christopher
Hallo Christopher,
was hat der CT 6-2 zu DDR-Zeiten gekostet?
Hallo Gunnar,
danke für Deine Nachricht. Leider ist mir der Preis des CT 6-2 in Ostmark nicht bekannt. Spannend die Umrechnung inflationsbereinigt. Viele Grüße, Christopher